Über 3700 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in der Rheinaue Walsum festgestellt
Der BUND-Duisburg führt seit mehreren Jahrzehnten wissenschaftliche Bestandsaufnahmen in der Rheinaue Walsum durch; so z. B. seit 40 Jahren monatliche Wasservogelzählungen oder seit rund 30 Jahren die Erfassung von Veränderungen in der Pflanzenwelt. Aber auch andere Artengruppen, wie Säugetiere, Amphibien, Reptilien, Libellen, Heuschrecken, Schnecken und Muscheln wurden mit Erlaubnis der Unteren Naturschutzbehörde bereits eingehender untersucht. In der Gruppe der Wirbellosen nun wurden die Bemühungen um eine Erfassung aller Arten seit 20 Jahren intensiviert.
Seit dem 1.1.2024 umfasst die Artenliste der Rheinaue Walsum nun über 3.733 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Die artenreichste Gruppe sind die Käfer mit 1.082 verschiedenen Arten, gefolgt von den Samenpflanzen mit ca. 600 Arten. Auch die Liste der Tag- und Nachtschmetterlinge ist mit über 520 Arten erstaunlich lang und rangiert noch vor der der Vögel mit 233 Arten.
Die Aufgabe der Bestandserhebung ist damit aber noch lange nicht abgeschlossen. Insbesondere sind in den sehr artenreichen Gruppen der Fliegen und Mücken, der Bienen und Wespen, der Wanzen, Zikaden und Blattläuse, der Spinnentiere, aber auch vor allem der Pilze und Moose, potentiell noch so viele Arten zu entdecken, dass die Artenliste der Rheinaue Walsum durchaus über 5.000 Arten umfassen könnte.
Doch bei aller Freude über die nachgewiesene, und die Vorfreude über die zu entdeckende Artenvielfalt: die bisherigen Untersuchungen machen ebenso deutlich, welche früher in NRW häufigen Arten in der Rheinaue Walsum nicht mehr oder in deutlich reduzierter Zahl vorkommen. Vor diesem Hintergrund ist es besonders erfreulich, dass mit dem Nachtfalter Anticlea derivata, der letztmalig 1929 am Niederrhein nachgewiesen wurde (Krefeld) nach fast hundert Jahren eine Beobachtung in der Rheinaue Walsum gelang.
Mittels spezieller Leuchtanlagen werden die Tiere angelockt, ein Foto wird geschossen und anhand dessen die Art bestimmt. So kommen die Tiere auch nicht zu schaden.
Das allgemein `Insektensterben´ genannte Phänomen wird anhand unserer Ergebnisse auch in der Rheinaue Walsum erkennbar. Andererseits zeigt sich ebenso der Klimawandel mit der Neuerfassung von Arten, die früher weiter südlich ihre nördliche Verbreitungsgrenze hatten.
Von allen nachgewiesenen Arten sind 5,1 % bzw. 172 Arten als allochthon zu bezeichnen, d.h. sie kommen nicht ursprünglich in Mitteleuropa vor. Die meisten davon sind Pflanzen (111) und Vögel (19), z.T. invasive Neophyten d.h. Neubürger, die heimische Arten verdrängen. Hierzu gehört der Japanische Staudenknöterich und die Kanadische Goldrute, die aktiv vom BUND bekämpft werden.